Rut mit’n Torf, hau hin und hol rut
Ob die Kultband „Torfrock“ zum Bau dieses Dioramas inspirierte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall hat er das Thema Torfabbau im Moor und Abtransport mit einer Feldbahn akribisch ins Modell umgesetzt.
Die Modelle der Feldbahn von Auhagen mit den verschiedenen Loren (Art.-Nr.: 41700) reizte mich schon lange als Thema für ein Diorama. Letztlich gab ein Filmbericht im NDR über das Himmelsmoor bei Pinneberg kurz vor dem Abbauende – unterlegt von Musik der norddeutschen Band „Torfrock“ – dann den endgültigen Anstoß zur Umsetzung. Vor Baubeginn erfolgte zunächst eine ausgiebige Recherche via Internet sowie entsprechender Literatur wie auch Bilddokumenten zu verschiedenen Mooren und Torfabbaugebieten.
Bau des Schaustücks "Torfabbau"
Planung des Schaustücks
Im Internet finden sich zahlreiche Fotos von Mooren und dem dortigen Torfabbau. Anhand dieser Aufnahmen nahm ich die Einteilung auf der vorgesehenen Grundplatte vor. Neben der Feldbahn von Auhagen sollte ein kleineres Betriebs-/Bürogebäude sowie ein kleiner Lokschuppen Platz finden. Hier boten sich das Gebäude der Bahnmeisterei (Art.-Nr.: 11462) und der Feldbahnlokschuppen (Art.-Nr.: 41708), beides ebenfalls von Auhagen, an. Auch sollten die Feldbahngleise, wie meist auch beim Vorbild, auf kleinen Bahndämmen verlaufen, um ein Überspülen der Gleise durch Grundwasser zu verhindern.
Um den typischen Moorboden nachzubilden, plante ich den bei Juweela erhältlichen Torfboden (Art.-Nr.: 28128) sowie die auch dort erhältlichen sogenannten Torfsoden (Art.-Nr.: 28111) ein.
Tipp:
Der Torfboden eignet sich auch sehr gut zum Nachbilden von Waldboden.
Grundaufbau des Schaustücks (Landschaft)
Als Grundplatte diente eine 29mm starke Styrodurplatte in der Größe 100cm× 50 cm. Hierauf klebte ich, um die später erhöht liegenden Flächen der Betriebsgebäude, Lager- und Verladeplatz sowie die Bahndämme darzustellen, entsprechende Styrodurstücke in 12mm Stärke. Im Bereich, wo der in den letzten Jahren Torfstich erfolgt war, wurden zur Darstellung der seitlichen Flächen der Stichgräben 6 mm starke Styrodurstreifen platziert.
Für die in den späteren Moorflächen sichtbaren Erhebungen wurden kleine Styrodurstücke in unterschiedlichen Stärken aufgeklebt. So konnte in diesen Bereichen Modelliermasse und Gewicht eingespart werden. Die Verklebung aller Styrodurflächen erfolgte mittels lösungsmittelfreien Allesklebers von Kittifix.
Während des Trocknens wurden diese Flächen beschwert, um ein ungewolltes Lösen der Klebeverbindung zu verhindern.
Gebäude und Feldbahn
Der Zusammenbau der Bahnmeisterei wie auch des Feldbahnlokschuppens von Auhagen bereiten keinerlei Probleme. Nach deren Fertigstellung erfolgte noch eine dezente Alterung der Dach- und Wandflächen. Hierfür setzte ich starke mit Stretcher verdünnte Acrylfarbe der Farbserie „AirbrushColor4you" ein, die ich auf den vorher entfetteten Flächen mit einem Pinsels vorsichtig in Fugen und Ritzen auftrug. Überschüssige Farbe entfernte ich vorsichtig im halbtrockenen Zustand mittels Wattestäbchen, mit denen vorsichtig die Sichtflächen der Ziegel abgerieben wurden, um keine Farbe aus den Fugen zu entfernen.
Durch das Verdünnen mit dem Stretcher, also der eigentlichen Farbbasis, bleiben die Farbeigenschaften wie beispielsweise Haftung erhalten. Lediglich dir Transparenz steigt bis zum gewünschten Grad, je nach Menge des Stretchers.
Um im Dachbereich eine leichte Vermoosung darzustellen, verwendete ich Puderfarben, die mit einem kleinen Schwamm aufgetupft und leicht verwischt wurden.
Die Feldbahngleise wurden mit Farben aus dem Alterungsset von Airbrush 4you (Art.-Nr.: 515530) behandelt, welche ich mit einer Airbrushpistole „Infinity“ aufgetragen habe. Auch hier erfolgte vorher eine gründliche Entfettung. Zum Entfetten der Kunststoffflächen setzte ich den wasserbasierenden Silikon-Cleaner von Airbrush4you (Art.-Nr.: 999558) sowie 99,9%igen Isopropanolalkohol ein.
Grobgestaltung der Moor- und Torflandschaft
Zunächst schrägte ich seitlich die aufgeklebten Styrodurstücke mithilfe eines Cutters ab. Im nächsten Arbeitsschritt erfolgte das Modellieren der seitlichen Flächen von Lagerplatz, Bahndamm und aller anderen Erhebungen. Hierfür kam Modellbaugips aus dem Baumarkt sowie zur Feingestaltung Strukturpaste Muddy Ground von Vallejo zum Einsatz. Nach dem Trocknen der Modellierpasten bekam die gesamte Dioramenfläche einen Anstrich aus mittelbrauner Acrylfarbe aus dem Baumarkt, um später ein Durchscheinen der Styrodurplatte zu verhindern.
Nach dem Trocknen erfolgte das provisorische Aufstellen der Gebäude und anschließend das Verlegen der Feldbahngleise. Die Gleise wurden am Lager- und Verladeplatz so verlegt, dass ein Umfahren des Lorenzuges möglich ist.
Auch wurde dort eine kleine Drehscheibe eingebaut, um wie öfters auch beim Vorbild, bei Bedarf die Feldbahnloks drehen zu können. Zwischen Betriebsgebäude und Lokschuppen wurde ein kurzes Abstellgleis eingefügt, welches von der Zufahrt zum Schuppen abzweigt. Danach kam das Verlegen der Gleise auf den Dämmen an die Reihe. Vorher wurde auf die Dammkrone eine dünne Schicht Muddy Ground aufgetragen. Hierbei darf es ruhig einmal zu leichten Verwindungen und Unebenheiten kommen, denn auch beim Original liegen die Gleise oft sehr abenteuerlich in der Landschaft, da sich der Torfboden oftmals leicht verschiebt.
Die Gleise wurden punktuell mittels Sekundenkleber fixiert, da später noch eine Weitergestaltung rund um diese vorgesehen ist.
Die Feldbahnloren
Die Holzflächen der Loren wurden mit Black Toned Brown (Art.-Nr.: 510822) mittels Airbrush lackiert. Danach bekamen die Eisenteile der Wagenkästen eine farbliche Anpassung mit Slate Grey (Art.-Nr.: 510715). Beide Farben stammen von Airbrush4you.
Nachdem die Farbe getrocknet war, wurden einzelne Bereiche der Loren mit Hilfe von Fixativspray und Torfbodenerde (Juweela) „verschmutzt“. Zudem wurden die Loren, welche später den beladenen Zug darstellen sollten, mit Torfsoden von Juweela gefüllt. Später wurden die Loren und die Feldbahnloks mit dem Turbo-Kunststoffkleber von Kittifix auf den Feldbahnschienen befestigt. So entstanden zwei Lorenzüge, einmal ein beladener am Lagerplatz sowie ein Leerzug auf den Weg ins Moor.
Landschaftsgestaltung
Nachdem das Verwaltungsgebäude, der Lokschuppen sowie das kleine Öllager endgültig fixiert sind, erfolgt im Bereich des Lager- und Verlade-platzes die Verlegung von Betonplatten aus dem Sortiment von Juweela (Art.-Nr.: 21236), die mit Bindan RS. verklebt werden. Auch der Gehweg zum Lokschuppen und die Fläche vor dem Büroeingang werden so gestaltet.
Danach wird der gesamte Bodenbereich der Moorfläche und der Bereich neben und zwischen den Gleisen mit Torfbodenerde abgestreut. Als Kleber verwendete ich Begrasungskleber. Dieser muss im gesamten Bereich gut durchgetrocknet sein, bevor mit der weiteren Ausgestaltung fortgefahren werden kann.
Nun wurde das Gebiet im hinteren Bereich des Schaustückes, wo schon länger kein Torfabbau mehr erfolgt war, fleckweise mit 2-mm-Grasfasern „Dürres Gras“ von Mininatur mit dem RTS-Greenkeeper 35 kV beflockt. Zwischen diese Grasflächen pflanzte ich einzelne Grasbüschel in dezenten Farben von Mininatur und RTS um die typische Moorvegetation nachzubilden. Auch fanden einzelne, dürre Baumstämme von Woodland by Bachmann (Art.-Nr.: S30) sowie mit Acrylfarben von AirbrushColor4you und ebenso farblich angepasste Baumstümpfe (Art.-Nr. S31/S32) – beides von Woodland – ihren Platz im Moor. Zwei Störche von Faller haben hier einen ergiebigen Futterplatz gefunden.
Auch fand in dem sich renaturierenden Moorbereich ein kleines Zwischenlager für Torfsoden seinen Platz, der mit Muddy Ground, Torferde und verklebten Torfsoden gestaltet wurde.
Im vorderen Bereich des Dioramas, dort, wo bis vor kurzem noch ein Torfstich stattfand, platzierte ich auch einige Stapel mit aufgeschichteten Torfsoden. Die Soden für diese Stapel wurden einzeln verklebt, um eine vorbildgerechte Wirkung zu erzielen.
Zudem fanden auch noch einige kleine Sodenhaufen ihren Platz im ehemaligen Abbaugebiet. Hier finden sich noch keine größeren Grasflächen, sondern nur Grasbüschel in unterschiedlichen Größen.
Da es sich bei Torfabbaugebieten um Feuchtgebiete handelt, finden sich in den Moorflächen auch immer wieder Wasserflächen. Diese durften auch beim Schaustück nicht fehlen und wurden mithilfe von Water Texture so ausgeführt, dass nur kleine, vielfach nicht zusammenhängende Wasserflächen entstanden. Am Ende tönte ich dann noch die teilweise etwas zu hellen Grasfasern mittels der Airbrush und Farben aus dem von Alterungsset von AirbrushColor4you leicht ab.
Der Lagerplatz und Betriebshof
Im Bereich des Lager- und Verladeplatzes besteht für die Feldbahn, wie schon beschrieben, eine Umsetzmöglichkeit für die Lokomotiven. Am Gleis, welches unmittelbar an den gepflasterten Bereich anschließt, findet die Entladung der Loren statt. Der Torf wird dann anschließend entweder auf einen Lkw verladen oder mit dem betriebseigenen Radlader zum Zwischenlagerplatz im sich anschließenden Moor verbracht. Ich habe eine Verladung auf den firmeneigenen Lkw dargestellt, bei der ein Mitarbeiter den Lkw-Greifer mittels einer Fernsteuerung bedient. Im Hintergrund verbringt der Radlader nicht benötigten Torfsoden ins Zwischenlager.
Entlang des Entladegleises finden sich ebenfalls Haufen mit Torfsoden, die vermutlich noch vom vorherigen Lorenzug stammen.
Vor dem Büroeingang parkt gerade der Firmenwagen des Betriebsleiters. Dieser und der Lkw sind mit Decals der Firma „Moorkultur Hellig & Kleine“ versehen, die von Modellbau-Leben aus Heidenau extra angefertigt worden sind.
Im Wartungsbereich beim kleinen Lokschuppen finden sich einige abgestellte Loren, die in Kürze gewartet werden sollen. Zwei Kipploren stehen/ liegen neben dem Gleis, eine mit einen sichtbaren Schaden am Rahmen, sie dienen vermutlich nur noch als Ersatzteilspender. Zudem lagern in diesem Bereich auch einige Gleisjoche.
Auch findet sich hier ein kleines Öl- und Diesellager mit Fässern für die Versorgung der Feldbahndiesellokomotiven. Deutlich sieht man hier, wie die Öllache vor den Fässern zeigt, dass der Umweltgedanke bei dem einen oder anderen Mitarbeiter bisher noch nicht so ausgeprägt ist.
Abgerundet wird die Gestaltung rund um Lagerplatz und Betriebshof durch einige Figuren aus den Sortimenten von Preiser, Merten und Faller entstammen. Die Straßenfahrzeuge von Herpa wurden teilweise gealtert.
Impressionen
Fazit
Bereits die Planung dieser ungewöhnlichen Landschaftsthemas war ein Highlight für mich. Dieses wurde dann beim Bau, egal ob es die Gebäude, Loren oder die Landschaft rund ums Moor waren, noch um einiges übertroffen. Auch die realistische Bodengestaltung mit den Torfprodukten von Juweela verdient eine extra Herausstellung, denn selten habe ich mit so nahe am Vorbild liegenden Produkten ein Thema umsetzen dürfen.
Verwendete Materialien
Auhagen
Feldbahn - Link
Bahnmeisterei (Art.-Nr. 11462) - Link
Feldbahnlokschuppen (Art.-Nr. 41708) - Link
Juweela
Torfboden (Art.-Nr. 28128) - Link
Torfsoden (Art.Nr. 28111) - Link
Kittifix
0,0% Universalkleber
Plastikmodellbaukleber Express
Airbrush4you
Farben "AirbrushColor4you - Link
Farbpigmente- Link
Landschaftsbaut Set (Farben) (Art.-Nr. HC_515531) - Link
Alterungs-Farbenset (Art. -Nr. HC_515530) - Link
Airbrush Infinity - Link
Silicon Cleaner (Art._Nr. 999558) - Link
Earth Texture - Link
Herpa
Lkw - Pkw - Radlader - Link
Figuren
Preiser - Link
Faller - Link
RTS
RTS-Greenkeeper 35 kV - Link