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Irgendwo am Bodden in Mecklenburg

15. April 2024 // Heinz Hofmann

Nach dem Urlaub lag das Thema auf der Hand

Ein Kurzurlaub auf den Ostseeinseln Rügen und Hiddensee inspirierte mich zum Bau eines Dioramas, welches die für die Region so typischen Boddenlandschaft wiedergibt. Ohne konkretes Vorbild, sollten trotzdem verschiedene, dem Vorbild nahe Gegebenheiten der beiden Inseln Hiddensee und Rügen) nachgebildet werden.

Was ist ein Bodden?
"Bodden sind durch Inseln oder Landzungen vom Meer abgetrennte flache Küstengewässer. Das Wort Bodden kommt aus dem Niederdeutschen."
(https://de.wikipedia.org>wiki>Bodden)

Folgen Sie mir zu einem Besuch an die Ostseeküste.

Der Strandhafer und das Dünengras werden durch Absperrdraht vorm Betreten geschützt. Zusätzliche Hinweisschilder verdeutlichen das Betretungsverbot.
Der Strandhafer und das Dünengras werden durch Absperrdraht vorm Betreten geschützt. Zusätzliche Hinweisschilder verdeutlichen das Betretungsverbot.

Ein Küstendiorama soll entstehen

Gedanken zur Planung

Beim Bau dieses Küstendioramas mit der Themenschwerpunkt Bodden soll einmal nicht die Eisenbahn im Vordergrund stehen, sondern die Boddenlandschaft Mecklenburgs. Bei der Planung kristallisiert sich schnell heraus, dass neben einem Fähranleger für die schmalspurige Inselbahn ein kleines Hafenbecken und ein Strand nachgebildet werden können. Auch steht schnell fest, dass das Schaustück in der Epoche V/VI angesiedelt und einen Museumshafen samt historischen Schiffsbetrieb zeigen wird. Neben dem Strand mit Strandkörben und Badebetrieb sollt auch eine Düne mit typischem Dünengrase im Modell entstehen. Um diese Schwerpunkte herum wird eine dem Vorbild zuordenbare Landschaftsgestaltung vorgesehen.

Die Besucher des Hafens winken dem abfahrenden Museumsdampfer
Die Besucher des Hafens winken dem abfahrenden Museumsdampfer

Vorbereitende Bauarbeiten

Bevor der Bau des eigentlichen Dioramas beginnt, entstehen zunächst die Eisenbahnfähre, das kleine Passagierschiff und die Segeljacht aus Bausätzen von Artitec. Diese beinhalten neben Resinteilen auch zahlreiche Zurüstteile aus Messing, Kunststoffstangen und Fadenmaterial. Die Bauanleitungen sind gut verständlich und zeigen zudem auch mögliche Farbvorschläge. Als Kleber kommt möglichst geruchsloser Sekundenkleber zur Anwendung. Die Lackierung der Modelle erfolgte mittels Airbrush, hier Infinity von Harder & Steenbeck und Farben von AirbrushColor4you und Schmincke. Das Bahnnebengebäude wie auch die Spuntwand-Kaimauer stammen ebenfalls von Artitec. Bei der Kaimauer, wie später auch beim Fähranleger, werden die Algen sowie der Seepockenbesatz vor dem Einbau ins Schaustück am Modell angebracht. Hierzu verwendet ich Slimy Grime Dark und Slimy Grime, sowie zur Darstellung der nassen Flächen an der Spundwand Wet Effect Fluid von Vallejo. Zur Nachbildung der Seepocken wird feiner Ostseesand in die noch nasse Wet Effect eingestreut. Die Wassergestaltung erfolgte in mehreren Schritten und wird später ausführlich beschrieben. Nach dem Trocknen wird noch etwas mit Slime Grime nachgebessert bis die gewünschten Effekte erreicht waren. Daneben entsteht eine doppellagige Ziegelmauer aus Juweela-Ziegeln (1:87), welche im Anschluss an die Kaimauer am Strand als „alte Kaimauer“ eingebaut wird. Die Mauer besteht aus etwas über 3600 Einzelziegeln

Strafarbeit oder? Nein, denn das Ergebnis entschädigt für alle Mühe beim Bau der Mauer aus 3600 Einzelsteinen.
Strafarbeit oder? Nein, denn das Ergebnis entschädigt für alle Mühe beim Bau der Mauer aus 3600 Einzelsteinen.
Der Wasserpass an der Kaimauer vor dem Anbringen der Seepocken
Der Wasserpass an der Kaimauer vor dem Anbringen der Seepocken

Der Dioramenbau

Rohbau des Schaustücks

Die 120 cm × 60 cm große Grundplatte des Schaustücks besteht aus Styrodur.

Zur Darstellung der erhöhten Ufer- und Landschaftsbereiche werden weitere 30 mm starke Styrodurteile aufgeklebt. Im Rahmen dieses Arbeitsschrittes erfolgt mit dem Aufkleben der Styrodurteile auch die Ausformung des Hafenbeckens wie des gesamten weiteren Kai- und Hafenbereichs. Nun wird mittels Cutter und grober Raspel das Schaummaterial grob in Form gebracht und anschließend die Spundwände für die Kaimauer und die Ziegelmauer an den vorgesehenen Stellen eingesetzt. Anschließend wird das Fährbett für die kleine Eisenbahnfähre nachgebildet. Hierfür werden die dicken Dalben aus Schaschlik-Spießen in 3 cm lange Stücke geteilt und anschließend dunkelbraun gebeizt. Die "Beize" besteht aus einer mit Stretcher verdünnten AirbrushColor4you-Farbmischung von Anthrazit und Dunkelbraun. Die Längsbalken entstanden aus1 mm × 1 mm Kunststoffstreifen, auf welche dann 3 cm lange Furnierholzstreifen von 2 mm Breite geklebt werden. Diese werden vor dem Verkleben ebenfalls gebeizt. Nach dem Trocknen des Klebers erfolgte auch hier die Andeutung von Moos- und Seepocken. Im Strandbereich wird noch eine Buhnennachbildung gestaltet, als Küstenschutz um den Wellenschlag vom Strand abzuhalten. Abschließend erfolgt mittels Strukturpaste das Modellieren der Küstenlandschaft. Hierbei verwendete ich Pasten in verschiedenen Erdfarbentönen sowie im Strandbereich Sandfarben aus dem Sortiment von Vallejo.

Der Strandbereich ist mittels Earth Textur von Vallejo modelliert worden
Der Strandbereich ist mittels Earth Textur von Vallejo modelliert worden
Der Strandbereich im Bau
Der Strandbereich im Bau

Gestaltung der Wasserfläche

Die Wassergestaltung erfolgt in mehreren Schritten. Zu Beginn entstehen aus kleinen Steinen die Wellenbrecher im Fährbereich, welche die Uferfläche vor Ausspülung schützen sollen. Danach wird Acrylfarben von AirbrushColor4you in den Tönen Hell-, Mittel- und Dunkelblau im Bereich der späteren Wasserflächen aufgetragen. In die noch feuchte blaue Farbe werden in verschiedenen Bereichen braun-graue und leicht grünliche Schattierungen eingebrachte. Dabei unbedingt Nass in Nass arbeiten.

Nach dem Trocknen wird nun Transparent Water von Vallejo mittels Pinsel aufgetragen, so dass schon eine erste Wellenbildung entsteht. Um die oftmals geringe Tiefe des Gewässers im Bodden darzustellen, kommt in diesen Bereichen noch Mediterranean Blue (Vallejo) zur Anwendung. Auch in den Bereichen des Strandes, in welchen die Wellen auslaufen, kommt das Transparentgel zum Einsatz. Nach dem alles gut getrocknet ist, Werden die vorher fertiggestellten Schiffe an ihre vorgesehenen Stellen platziert, ohne diese festzukleben. Danach erfolgt eine dünne Schicht Still Water von Vallejo. Der Auftrag des Still Water sollte nicht mehr als 1 – 2 mm betragen. Auch muss vorher unbedingt geprüft werden, ob die gesamte auszugießende Fläche gut abgedichtet ist! Nachdem Austrocknen wurden die Wellenstruktur nochmals zwei- bis dreimal mit den verschiedenen Water Gel von Vallejo herausgearbeitet. In diesen Arbeitsschritten werden auch die Wellen eingearbeitet, welche die fahrenden Schiffe verursachen. Mittels Foam & Snow (Vallejo) wird die Gischt- und Schaumbildung bei den Wellen mit eingearbeitet. Später werden dann auch noch einzelne Wellen mit fast trockenen, Acrylweiß versehenen Pinsel trocken graniert. Um den Regeln der Seeschiffahrtsstraßen-Ordnung gerecht zu werden, werden zwei Seetonnen in der Hafenzufahrt ausgelegt. Am Ufer entsteht zudem im Eigenbau ein Unterfeuer, wie es beispielsweise in Neuendorf auf Hiddensee steht. Weitere Seezeichen finden sich am Ufer und entlang der Kaimauer. Diese Betonnung ist im Bodden wichtig, da oftmals nur sehr schmale Fahrrinnen vorliegen, die eine ausreichende Wassertiefe besitzen.

Die aus einzelnen Ziegeln von Juweela entstandene Kaimauer, die vorher bemoost und mit Seepocken versehen wurde, ist im Schaustück platziert.
Die aus einzelnen Ziegeln von Juweela entstandene Kaimauer, die vorher bemoost und mit Seepocken versehen wurde, ist im Schaustück platziert.
Auch im Strandbereich wird mit Transparent Water vorgearbeitet
Auch im Strandbereich wird mit Transparent Water vorgearbeitet
Mittels Farben und Transparentwater ist der erste Schritt zur Wassergestaltung bereits getan.
Mittels Farben und Transparentwater ist der erste Schritt zur Wassergestaltung bereits getan.

Der Fähranleger

Die Fährbrücke stellt einen typischen Anleger für größere Fähren dar und stammt von „Das Kontoor“. Der Bausatz ist aus Karton gelasert. Die Passgenauigkeit ist sehr gut und der Zusammenbau problemlos. Um eine höhere Stabilität zu erreichen, werden alle filigranen Teile vor der Verarbeitung mittels Sekundenkleber versteift. Hierbei wegen des Cyan Acrylats den Arbeitsraum gut belüften. Aufgesetzt wird die Fährbrücke auf großen Ziegelsteinen (1:32) von Juweela, mit welchen auch die Betonmauer am Ende des Holztrichters nachgebildet wurde. Die Fährbrücke ist mit einem Holzbelag versehen, in welchen ein H0e-Schmalspurgleis von Tillig eingelassen ist. Das Gleis setzt sich auf dem Diorama fort und führt zu einem noch in Planung befindlichen Modul. Die einfahrende Fähre wird gleich an der sich „senkenden“ Brücke anlegen.

Blick über den fertig gestalteten Fähranleger
Blick über den fertig gestalteten Fähranleger
Die Kunststoffprofile werden an den Stützdalben des Fährtrichters angeklebt und bis zum Trocknen des Klebers fixiert
Die Kunststoffprofile werden an den Stützdalben des Fährtrichters angeklebt und bis zum Trocknen des Klebers fixiert
Hier ist bereits eine Seitenwand des Trichters der Anlagestelle eingebaut
Hier ist bereits eine Seitenwand des Trichters der Anlagestelle eingebaut
Auf einer Seite sind bereits die Balken zum Anbringen der Bretter angebracht worden
Auf einer Seite sind bereits die Balken zum Anbringen der Bretter angebracht worden
Setzen der Stützdalben für den Fährtrichter
Setzen der Stützdalben für den Fährtrichter

Die Landschaftsgestaltung

Die Landschaft wird grob in zwei Bereiche eingeteilt; Strand und Fläche rund um die Anleger. Im Strandbereich werden Teile ausgearbeitet, welche mit Dünengras (Strandhafer) bewachsen sind. Das Dünengras wird mit einem RTS Greenkeeper 35 kV in mehreren Arbeitsschritten und unterschiedlichen Faserfarben und -längen von RTS aufgebracht. Das Wechselbehältersystem für den RTS-Greenkeeper von RTS ist hierbei äußerst hilfreich. Die Strandbereiche sind durch umlaufende Sperrdrähte von den zu schützenden Dünengras, die an kleinen Holzpfosten befestigt sind, abgegrenzt. Hinweisschilder weisen auf das Betretungsverbot hin. In der Badezone werden Strandkörbe aufgestellt. Diese wie auch die Badenden stammen aus dem Sortiment von Faller und Preiser. Die Zugänge zum Strand werden mit Holzpalisaden eingegrenzt, welche die Versandung verhindern und gleichzeitig das Dünengras abgrenzen. Ausgelegt sind diese Zugänge wie auch der Deichweg mit Wegeplatten von Juweela. Am Übergang zum Strand werden Bretter aus Furnierstreifen verbaut. Kleine Filigranbüsche von Mininatur grenzen den Deichweg in Richtung Hafen ab. Eine mobile Toilette von Faller bietet einen gewissen sanitären Komfort im Badebereich. Für den Kauf der benötigten Kurkarten hat die Verwaltung einen Automaten aufgestellt. Dieser stammt von Modellland (www.modellland.de) aus Sonneberg. Entlang der Kaimauer erfolgt eine Teernachbildung mittels schwarzer Strukturpaste (Earth Texture Acrylic) von Vallejo, die nach dem Trocknen leicht angeschliffen wurde. So entstand der Eindruck ein abgenutzten Teerfläche. Entlang der Straße wird zuerst fleckenweise braune Strukturpaste aufgetragen, danach in ein nasses Bett aus Beflockungskleber Erde, Sand und kleine Steine eingebracht. Kleine Filigranbüsche und beflockte Grasbüschel und kleine, mittels RTS-Greenkeeper beflockte Grasflächen runden die Bodengestaltung entlang der Straße ab. Am Bahnnebengebäude wird zudem ein Stück Ziegelmauer aus Einzelziegeln von Juweela angepasst. Außerdem erhält das Gebäude eine Graffiti-Verzierung (Artitec). Rund um das Gebäude wachsen kleine Filigranbüsche. Diese Flächen werden in gleicher Weise gestaltet wie die Flächen neben der Straße. Im Zugangsbereich des Nebengebäudes wie auch der Weg zur Fähre wird mit feinem Kies und Sand angelegt.

In den verunkrauteten Uferbereichen, als auch rund um die Fährbrücke sind weite Bereiche mit Schilfgras bewachsen, wie die häufig in der Randbereichen der Boddengewässer vorzufinden ist. Verwendetet werden dabei Schilfgrasmatten von Martin Welberg. Ergänzend werden hier kleine Grasbüschel und niedrige Büsche u.a. von Mininatur eingefügt.

 

Die mit Earth Texture Acrylic modellierte Straße ist bereits einmal abgeschliffen worden
Die mit Earth Texture Acrylic modellierte Straße ist bereits einmal abgeschliffen worden
Moos und Seepocken haben dem Trichter des Fähranlegers schon ganz schön zugesetzt.
Moos und Seepocken haben dem Trichter des Fähranlegers schon ganz schön zugesetzt.
Ein Minimum an Hygiene stellt das mobile Toilettenhäuschen dar
Ein Minimum an Hygiene stellt das mobile Toilettenhäuschen dar

Detaillierungen

Abgerundet wurde das Bodden-Diorama mit Figuren von Preiser und Faller, Fahrzeugen von Herpa und einer Drohne samt Drohnenpiloten von Busch. Ein Parkscheinautomat (von Modellland) im Hafen zeigt, dass Parken hier gebührenpflichtig ist. Selbst angefertigte Beschriftungen wie die Hafenbezeichnung oder die Schiffsnamen sollen den Bezug zu Mecklenburg-Vorpommern herstellen, ohne sich auf einen genauen Ort zu beziehen.

Die Besucher des Hafens winken dem abfahrenden Museumsdampfer

Lassen Sie sich an die Ostsee entführen und genießen Sie die Urlaubsstimmung.

Verwendete Materialien

Artitec
Fähre Wittow (Art.-Nr. 50.112)  -  Link
Segelboot (momentan nicht lieferbar)
Passagierschiff (Art.-Nr. 50.125)  -  Link
Kaimauer (Art.-Nr. 10.144)  -  Link

Airbrush4you
Farben AirbrushColor4you  -  Link
Airbrush "Infinity"  -  Link

Juweela
Ziegelsteine (Einzelsteine) (Art.-Nr. 28026)  -  Link

Vallejo
Washing  -  Link

Das Kantoor
Fähranleger  -  Link

Tillig
Flexgleis H0e (Art.-Nr. 85626)  -  Link

Preiser
Figuren  -  Link

RTS
RTS-Greenkeeper 35kV  -  Link
Grasflock  -  Link

Herpa
Pkw's  -  Link

Busch-modell
Drohne mit Drohnenpilot (Art.-Nr. 7812)  -  Link

Inhalt //

    Die Autoren

    Heinz Hofmann

    Heinz Hofmann

    Ich bin Modellbauer mit langjähriger Erfahrung und Autor zahlreicher Artikel in Fachzeitschriften im Bereich Modell-, Dioramen- und Modelleisenbahnbau.
    Weitere Infos zu meinen Arbeiten? - hier.

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