Fangfrisch auf den Tisch
Der neue Fischtrawler von Artitec reizte mich bereits seit der Ankündigung zum Bauen, handelt es sich doch um einen Schiffstyp, der auch heute noch vielfach in deutschen Fischereihäfen anlegt. Dieser sollte im geplanten Diorama in einem tideabhängigen Hafen anlegen, um die Kaimauern mit Zyklopmauerwerk aus Basalt von Vampisol einfügen zu können. Und zuletzt sollte das neue Schaustück auch noch in eine bereits im Bau befindliche Hafenanlage integriert werden, was die etwas seltsame Dreieckform mit einer Schenkellänge von 78cm ergab.
Der Modellbau
Bau des Fischtrawler
Bei Öffnen der Verpackung des Fischtrawlers fällt zuerst die relativ geringe Anzahl der Resinteile und die große Ätzplatine ins Auge. Die Resinteil sind von hervorragender Qualität und bedürfen nur an wenigen Stellen der Nacharbeit.
Diese bezieht sich auf das Entfernen und Verschleifen feiner Häute, welche sich durch den Guss ergeben haben.
Folgt man den Schritten der detaillierten Bauanleitung, gibt es beim Bau keinerlei Probleme. Bevor es an den Zusammenbau der Resinteil geht sind, sind unbedingt die Bohrungen für die filigranen Bauteile, die sich auf der Ätzplatine befinden, herzustellen. Im Regelfall handelt es sich um einen Bohrdurchmesser von 0,4 mm. Abweichende Bohrgrößen sind angegeben.
Zudem müssen einzelne Messingteile vor dem Einbau ins Modell farblich behandelt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass diese vor dem Farbauftrag gründlich entfettet werden.
Dies gilt auch für alle Resinteile.
Das Steuerhaus mit seiner detaillierten Inneneinrichtung verdient ein aufwendiges Finish, auch wenn dann am Ende nur aus gewissen Blickwinkeln ein Einblick ins Innere möglich ist.
Viele der Messingteile müssen nach Anleitung gebogen werden. Hierbei ist der Einsatz einer Biegehilfe anzuraten, um präzise gebogene Teile ,wie z. B. die Treppenaufgänge, zu erhalten.
Für den Bau der Masten liefert Artitec verschieden starke Polystyrolstäbe
und -rohre, die genau nach Anleitung zusammengesetzt, vorbildgetreue Masten ergeben. Bei der Farbgebung der Masten wie auch des Rumpfes bin ich aufgrund eines Vorbildfotos von den Herstellerempfehlungen abgewichen.
Besondere Sorgfalt erfordert der Zusammenbau der Umlenkrollen und Blöcke für den Fischtrawler. Diese werden entsprechend der Anleitung gefaltet und zusammengebaut. Dabei ist darauf zu achten, dass – besonders bei den Umlenkrollen – alles spaltfrei zusammengefügt wird. Denn sonst rutscht später der Faden zur Nachbildung der Seile für des Geschirr durch die Rolle und es ergibt sich eine nicht vorbildgerechte Wirkung.
Auch beim weiteren Herstellen der Verspannungen ist viel Feingefühl und Sorgfalt nötig, da ansonsten leicht etwas von den filigranen Zurüstteilen abgerissen werden kann, und bei durchhängenden Spannseilen leidet der Gesamteindruck
des Modells ….
Die auf dem Schiffsdeck des Fischtrawlers zur Entladung bereitgestellten, beladenen, Fischkisten stammen von Artitec und wurden farblich mit Farben von AirbrushColor4you entsprechend den deutschen Fischereibetrieben gestaltet.
Die Figuren der Schiffsbesatzung sind alle dem Sortiment von Preiser entnommen.
Die Kaimauer entsteht
Da im Schaustück ein tideabhängiger Hafen angedeutet werden sollte, entschloss ich mich zum Einbau der Kaimauern „Modell Hamburg“ von Vampisol. Diese Kaimauer ist eine Nachbildung eines Zyklopmauerwerks aus Basaltgestein und weist vorbildgerecht eine ca. 5 %ige landseitige Neigung auf. Die einzelnen Mauerteil sind von sehr guter Qualität und können ohne größere Nacharbeit verwendet werden.
Im nächsten Arbeitsschrittet erfolgt die Grundierung der Gipsteile mit einer stark verdünnten Acryl-Wasser-Mischung mit „Silbergrau“ von Airbrush4you.
Ist die Farbe getrocknet, erfolgt das Colorieren der einzelnen Basaltsteile. Diese werden einzeln mit einem feinen Pinsel in „Granit Grey“ (RAL 7026), ebenfalls aus der Farbserie AirbrushColor4you, so bemalt, dass keine Farbe in die Mauerfugen gelangt. Während die Farbe trocknet, werden die Teile der Aufstiegsleitern und der Festmacher, welche sich im Mauerwerk befinden, mittels der Airbrush "Infinity" in Gelb gebrusht. Die Halter der Dalben werden aus gelaserten Architekturkartonteilen zusammengebaut und nach dem Trocknen des Klebers in Anthrazit farblich gestaltet, ebenfalls mittels Airbrush.
Nun werden die Basaltsteine mit „Trafic White“ (RAL 9016) graniert, so dass der vorbildähnliche Eindruck von älteren Basaltgestein entsteht.
Jetzt erfolgt der Zusammenbau der einzelnen Kaielemente, die mittels Holzleims miteinander verklebt werden.
Der Zusammenbau erfolgt auf einer wirklich glatten Unterlage. Ich nehme hierzu einen geschliffene Steinplatte.
Ist die Klebeverbindung ausgehärtet, werden die vorbereiteten Halterungen für die Dalben in die vorgesehenen Aussparungen eingeklebt. Diese ergeben eine zusätzliche Versteifung der Klebeverbindung. Sind die Halterungen fixiert, werden die Kaimauer vorsichtig aufgestellt und die Dalben in die Halterung eingeklebt.
Dank der stehende Mauer lassen sich alle Dalben auf der Steinplatte eben aufsetzen und bilden so später keinen Spalt zwischen Grundplatte und Dalben.
Jetzt kann die Mauer in einem Stück an die im Schaustück vorgesehene Stelle platziert und fixiert werden. Abschließend erfolgt mit verschiedenen Grüntönen im späteren Wasser- und wassernahen Bereich eine angedeutete Vermoosung der Mauer wie auch der Dalben.
Die Ladestraße mit dem Bahngleis
Als Grundlage für die Betriebsfläche der Kaianlage werden 2,4 cm starke Styrodurstücke passend zugeschnitten und mit lösungsmittelfreiem Alleskleber untereinander und mit der Grundplatte verklebt. Bis zum Trocken des Klebers wird alles gut beschwert.
Anschließend wird auf dem Styrodur der Gleisverlauf aufgezeichnet und – entsprechend der Schwellen- und Schienenhöhe – mit Hilfe einer schmalen Feinraspel eine passende Vertiefung aus dem Styrodur herausgearbeitet.
Danach wird das Gleis – Flexgleis von Tillig Elite – ausgerichtet und punktuell mit Sekundenkleber fixiert. Abschließend wird alles noch zusätzlich mit Schotterkleber fixiert.
Die Gestaltung der Verkehrsflächen für Straßenfahrzeuge erfolgt mit dem Flexyway-Altstadtpflasterplatz von Juweela, welches ich so zugeschnitten habe, dass es sich lückenlos an Gleis und Kaimauerkante anfügt.
Die Nachbildung der Betonplatten zwischen den Gleisen erfolgt mittels in der Stärke passenden Polystyrolstreifen, welche zunächst in festgelegten Abständen mit einer Dreikantfeile angedeutete Trennfugen erhalten. Anschließend erhalten diese Platten einen Farbauftrag mit dunkler Betonfarbe. Nun können die Streifen mit lösungsmittelhaltigem Alleskleber zwischen den Kleineisen auf die Schwellen geklebt werden. Bis zum Aushärten des Klebers werden diese entsprechend beschwert.
Die Fugen zwischen den Pflastersteinen werden nun mit dem Fugenpulver von Juweela ausgefugt, dass anschließend mit feinen Wassersprühnebel benässt, wird so dass sich nach dem Trocknen eine dauerhafte Fugenfüllung ergibt.
Abschließend bekommen nun noch die Schienen einen „Rostanstrich“ mittels der Airbrush Infinity.
Die Wassergestaltung
Die spätere Wasserfläche erhält zuerst einen schattierten Farbauftrag in verschiedenen Grün-, Blau- und Brauntönen, der bewusst etwas streifig aufgetragen wird. Nun ist auch die Zeit gekommen, den fertige Trawler auf die vorgesehehene Fläche zu kleben.
Im nächsten Arbeitsgang wird mit einem Flachpinsel AK Water Gel „Swamp Green“ (AK8006) auf der gesamten Wasserfläche aufgetupft, wobei darauf zu achten ist, dass sich eine gleichmäßige Wellenbildung ergibt. Eine Alternative zu diesen Produkt sind die Artikel der Water Effect-Serie von Vallejo sehr gut für die Wassergestaltung geeignet.Nach dem Aushärten werden die durch die Fahrt des Schiffes erzeugten seitlichen Wellen und die Bugwellen, mit AK Water Gel Effects (AK8007) entlang des Schiffsrumpfs modelliert.
Nach dem Trocknen der Paste wird in der gleicher Vorgehensweise die gesamte Wasserfläche mit AK Water Gel Transparent gestaltet. Durch die beiden unterschiedlichen Strukturpasten ergibt sich eine plastische Tiefenwirkung der Wasseroberfläche.
Im letzten Schritt wird mit der Paste „Water Waves“ (CW4516) von Woodland die Wellen im Bugbereich sowie seitlich des Rumpfes weiter verstärkt.
Auch erfolgt mit dieser Paste die Nachbildung der Heckwelle, wobei ich darauf achte, dass auch die Änderung der Fahrtrichtung korrekt nachgebildet ist.
Abschließend erfolgte mit „Traffic White“ noch in Graniertechnik das Nachbilden kleiner Gischtkronen, besonders entlang der durch die Fahrt des Fischtrawlers im Hafenbecken Wellen.
Kleines rundes das Schaustück ab
Die Poller zum Vertäuen der Schiffe entlang der Kaimauer stammen von Artitec und erhalten vor dem Einkleben ins Schaustück einen gelben Warnanstrich.
Zudem warten dort zwei Kühlfahrzeugen, um nach dem Anlegen des Trawlers die vollen Fischkisten zu übernehmen und zur Auktion oder vielleicht auch direkt zum Verbraucher fahren. Auch ein Pkw – vermutlich des Betriebsleiters der Reederei – findet seinen Platz. Die Modellfahrzeuge stammen aus dem Sortiment von Herpa und erhielten teilweise Decals von mmh-Modellbau.
Im Anlegebereich stehen bereits die leeren Fischkisten zum Verladen auf den Trawler bereit, denn dieser soll schon nach kurzer Zeit wieder auf See gehen. Die vollen wie auch die leeren Fischkisten stammen von Artitec und wurden individuell bemalt. Im Hintergrund kommt ein weiteres Besatzungsmitglied angelaufen – vermutlich die Ablösung eines Fischers.
Und eines darf auf einem Hafendiorama auf keinen Fall fehlen: Möwen! Hier handelt es sich um die großen Silbermöwen von Artitec – der sogenannten "Möwus Artitecus" …
Fazit
Der Bau des neuen Trawlers von Artitec hat – auch aufgrund seiner Passgenauigkeit und Filigranität – mir sehr viel Freude bereitet. Schön ist, dass das Modell universell über verschiedene Zeitepochen einsetzbar und auch problemlos für Szenen verwendet werden kann, die ein Ostseethema als Grundlage haben.
Mit den Ergänzungen durch das Zubehör wie Modellautos, Figuren, Fischkisten, Möwen, Poller, etc. ist es möglich, sich ein Stück See- und Hafenstimmung ins heimische Regal oder auf die Anlage zu zaubern.
Verwendete Materialien
Artitec
Fischtrawler (Art.-Nr. 50.146) - Link
Kaizubehör (Art.-Nr. 10.405) - Link
Herpa
verschiedene Lkw' und Pkw's
MMH-Modellbau
Decals als Sonderanfertigung
Vampisol
Kaimauer "Hamburg" (Art.-Nr. V1600) - Link
Airbrush4you
Farben "AirbrushColor4you" - Link
Juweela
Altstadt-Straßenpflaster (Art.-Nr. 28259) - Link
AK und Vallejo
Strukturpaste "Wasser" - Link
Schrumpfmich
Figuren auf Sonderanfertigung - Link
Preiser
Figuren aus dem Sortiment - Link