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AirbrushColor4you im Farbtest

11. Februar 2025 // Heike Birkenbusch

Ein Farbtest von Heike "BiBu" Birkenbusch

Wer mich kennt, weiß, dass ich, wenn es um Farben geht, ein absoluter Schmincke-Fan bin. Ob Acrylfarben, Aquarellfarben, einschließlich der supergranulierenden oder, in Kombination mit der Airbrushpistole, die Aqua Drops und natürlich nicht zu vergessen die AeroColor – seit vielen Jahren arbeite ich mit diesen Farbtönen. Ich mag es, wie die Farben harmonisch aufeinander eingestellt sind und schätze außerdem, dass sie in Deutschland hergestellt werden. Natürlich darf dabei auch die Qualität und das faire Preis-Leistungs-Verhältnis nicht fehlen – all das hat mich zu einer überzeugten Schmincke-Anwenderin gemacht.

Warum dann also eine neue Farbe testen?

Ganz einfach: Ich schaue sehr gerne über den Tellerrand und probiere Neues aus, auch wenn es um Farben geht. Mit den AeroColor, den transparenten Farben, stoße ich inzwischen an Grenzen. Denn mittlerweile arbeite ich lieber auf Leinwände und experimentiere dort viel im Mixed Media Bereich. Da arbeite ich mit Spachtelmasse und dicken Acrylschichten und meine gewohnte Arbeitsweise mit den mir vertrauten Kratz- und Radiertechniken funktionieren hier nicht mehr. Dafür kommt, neben meiner geliebten Airbrushpistole, der gute alte Pinsel wieder zum Einsatz.

Schmincke bietet übrigens auch eine deckende Airbrush-Farbserie – die AeroColor Total Cover. Ich habe diese Farbe schon einmal ausprobiert, aber der erhöhte Tip Dry – also das vorzeitige Antrocknen der Farbe an der Nadelspitze – hat mir nicht wirklich zugesagt. Deshalb war diese Serie keine Option für mich.

Dann bekam ich Ende letzten Jahres das Angebot, in einem angesagten Touristengebiet an der Nordseeküste Workshops anzubieten. Sobald im März die neuen Termine bekannt gegeben werden, kann man sie unter diesem Link finden.

Airbrush als Kursthema

Für mich eine perfekte Möglichkeit, die Faszination der Airbrushtechnik an Interessierte und Neulinge weiterzugeben und ab April geht es auch schon los. Dabei stellte sich mir die Frage: Welches Material will ich in den Kursen anbieten und empfehlen? Für mich kommen bei Farben vor allem vier Eigenschaften in den Sinn:

  • Ein sauberes Spritzbild
  • Einfache Handhabung
  • Gute Fließfähigkeit
  • Hohe Lichtechtheit

Als ich mit Frank Herterich – mein Airbrushdealer des Vertrauens – über die zukünftigen Kurse sprach, fragte er, ob ich nicht die Farben der Airbrushserie "AirbrushColor4you" von Herterich Products testen möchte. Da ich schon einmal positive Erfahrungen damit gemacht hatte, sagte ich ohne zu zögern zu und habe mir aus dem Farbsortiment ein paar Farbtöne, sowie die Medien Stretcher, Reducer & Cleaner und das Thick’n BrushPaint zusenden lassen.

So, jetzt, wo du einen Einblick in meine Arbeitsweise und die Hintergründe zu meinen Erwartungen bekommen hast, geht es ans Eingemachte. Ich präsentiere dir, wie die Farbe bei unterschiedlichen Tests, von der Fließfähigkeit bis zur Radierfähigkeit, abgeschnitten hat. Außerdem wird es spannend sein zu sehen, wie die neue Farbserie in Kombination mit dem Thick’n BrushPaint performt.

Fließfähigkeit und Deckkraft

Beim ersten Test habe ich die Farbe Sulfor (RAL 1016) unverdünnt in die Airbrushpistole Infinity 2024 gegeben. Ich war echt überrascht, wie leicht und geschmeidig sie durch die Pistole flutscht. Das Sprühbild fiel auch direkt ins Auge: sauber, weich und gleichmäßig.

Um die Deckkraft zu prüfen, habe ich die Farbe auf eine schwarze Leinwand gesprüht. Der gelbe Farbton zeigte sich sofort und erreichte blitzschnell die volle Sättigung. Die anderen Farbtöne, die mir zur Verfügung standen, haben diesen Test ebenso souverän bestanden.

Selbst beim Sprühen mit unverdünnter Farbe sammelt sich so gut wie kein Tip Dry an der Nadelspitze an.

Colorcheats und Testergebnis auf schwarzer Leinwand mit Airbrushcolor4you
Colorcheats und Testergebnis auf schwarzer Leinwand mit Airbrushcolor4you

Die zur Verfügung stehenden Farben sind aus der Serie "Basic Tones":

  • Sulfur RAL 1016
  • Ruby Red RAL 3003
  • Heaven Blue RAL 5015
  • True Green RAL 6037
  • Sepia Brown RAL 8014
  • Traffic B Gry RAL 7043
  • Dark Ghost Black*

*Diesen Farbton habe ich aus der Creative Box #4 vom Airbrush StepbyStep Magazin und habe ihn beim Ausarbeiten des Husky-Motivs getestet. Wobei ich das Motiv auf meine ganz eigene Weise umgesetzt habe.

Hüter der Träume
Hüter der Träume
Husky mit Elfenjunge mit Ghost Dark Black
Husky mit Elfenjunge mit Ghost Dark Black

Radierfähigkeit

Als Nächstes war die Frage dran, wie gut sich die Farbe radieren lässt. Dafür kam Heaven Blue (RAL 2015) zum Einsatz – erst unverdünnt, dann 1:1 mit Reducer gemischt. Der Test fand auf Hahnemühle Nostalgie Skizzenpapier statt, und ich habe verschiedene Radierwerkzeuge ausprobiert.

Wichtig zu wissen: Es handelt sich um opake Farben, die wegen ihrer guten Haftung üblicherweise nicht für das Radieren optimiert sind – im Gegensatz zu den transparenten Farben, mit denen ich sonst arbeite. Dennoch konnte ich feststellen: In dünnen Farbschichten lässt sich die Farbe ziemlich gut manipulieren. Je intensiver die Deckung, desto schwieriger wird das Radieren – was aber angesichts der Farbeigenschaften logisch ist.

Testergebnis mit verschiedenen Radierern auf Clairefontaine Mixed Media 250 g/m²
Testergebnis mit verschiedenen Radierern auf Clairefontaine Mixed Media 250 g/m²

Links ist die Farbe Heaven Blue pur und rechts 1:1 mit dem Reducer verdünnt.

Die verwendeten Radierer von links nach rechts:

  • Weicher Radierer weiß
  • Radierstift Mono Zero von Tombow
  • Batteriebetriebener Radierer mit weicher Spitze
  • Glasfaserradierstift
  • Faber Castell Perfection mit harter und weicher Spitze - zum Einsatz kam die harte Seite

Aus dem Foto ist recht gut ersichtlich, dass die Ergebnisse auf jeden Fall brauchbar sind. In Kombination mit dem Reducer hat sich die Radierfähigkeit sogar verbessert.

Testergebnis auf Synthetikpapier Academie Series 200 g/m²
Testergebnis auf Synthetikpapier Academie Series 200 g/m²

Mit der Farbe Ruby Red habe ich die Radiereigenschaften auf Synthetikpapier getestet. Dazu wurde die Farbe einmal im Verhältnis 20: 1 mit dem Stretcher verdünnt, beim zweiten Mal habe ich die Farbe im Verhältnis 10:1 verdünnt.

Die Haftung war in beiden Fällen sehr gut auf dem glatten Untergrund und wie man auf den Fotos erkennt, kann man hier sogar bis zum Weiß des Untergrundes radieren.

Testergebnis auf Clairefontaine mixed Media Paint On 250 g/m²
Testergebnis auf Clairefontaine mixed Media Paint On 250 g/m²

Hier sind dieselben Mischverhältnisse, wie oben beim Synthetikpapier. Wie man gut erkennen kann, sind die Ergebnisse auf diesem Untergrund nicht so gut. Nun ist das verwendete Papier für den Einsatz von Radierern auch nicht empfehlenswert, da die Farben zu sehr vom Papier absorbiert werden und sich deshalb schwer manipulieren lassen.

Dafür überzeugt der Stretcher auf ganzer Linie. Mit der Zugabe erhöht sich die Transparenz deutlich und der Farbton lässt sich in vielen Schichten langsam aufbauen, ohne die anderen Eigenschaften, wie z. B. die Haftung, zu verlieren.

Das ist mir gerade bei dem sehr glatten Synthetikpapier aufgefallen. Die Farbe lässt sich weich auftragen. Trocknet sehr schnell auf der glatten Oberfläche und lässt sich gut in Schichten aufbauen, ohne dass die Farbe durch den Luftstrom wegläuft.

Thick’n BrushPaint

Jetzt kommt ein richtig cooler Zusatz: Thick’n BrushPaint. Das ist ein Verdicker, der speziell für den Einsatz mit Pinseln entwickelt wurde. Einfach im Verhältnis 3:1 zur Farbe geben und schon verwandelt sich jede Farbe aus der Serie – auch selbst angemischte – in eine homogene Farbfläche.

Das ist nicht nur für Modellbauer interessant, sondern eröffnet auch im künstlerischen Bereich neue Möglichkeiten, wenn der Farbton zum Pinseln genauso ist, wie die Farbe in der Pistole. Kein umständliches und langwieriges Mischen und anpassen. Das kommt mir im Bereich Mixed Media sehr entgegen. Die Airbrushtechnik spielt bisher in diesem Bereich keine große Rolle. Ich plane, hier weiter zu experimentieren und das Thema zu vertiefen.

Ruby Red angemischt mit Thick’n BrushPaint und Reducer
Ruby Red angemischt mit Thick’n BrushPaint und Reducer
Vergleichsfarben AeroColor Karmin und Akademie Acryl Karminrot
Vergleichsfarben AeroColor Karmin und Akademie Acryl Karminrot
Ergebnis auf Clairefontaine Mixed Media und Synthetikpapier
Ergebnis auf Clairefontaine Mixed Media und Synthetikpapier

Beim oberen Feld (1 a) habe ich die Farbe Ruby Red lediglich 1:2 mit dem Medium Thick’n BrushPaint verarbeitet. Die angemischte Farbe fühlt sich geschmeidig an und lässt sich sehr schön und weich mit dem Pinsel verarbeiten. Auf dem Mixed Media Papier zeigen sich leichte Pinselspuren. Auf dem Synthetikpapier fallen diese deutlicher aus.

Als Nächstes habe ich zu der Farbe / Thick’n BrushPaint Mischung noch 1 Teil Reducer hinzugegeben. Somit hatte ich eine Mischung aus 1 Teil Farbe: 2 Teilen Thick’n BrushPaint : 1 Teil Reducer. Damit ließ sich die Farbe richtig schön homogen auf dem Mixed Media Papier auftragen.

Als Vergleich habe ich jeweils Schmincke AeroColor und Schmincke Akademie Acrylfarbe unverdünnt mit dem Pinsel auf die beiden Testpapiere gemalt. Jeder Farbauftrag wurde nur in einer Lage aufgetragen. Ich freue mich da schon auf weitere Experimente!

Für meinen Geschmack hat sich die Kombination aus Airbrushcolor4You / Thick’n BrushPaint / Reducer mehr als ordentlich geschlagen. Die Farbe ließ sich sofort ganz einfach, schön gleichmäßig auftragen.

Synthetikpapier ist kein geeigneter Untergrund zum Malen. Deshalb lasse ich das Ergebnis unkommentiert und nur durch das Foto wirken.

Fazit und Zusammenfassung

Eine Farbe für alles - das hört sich zu gut an, um wahr zu sein. Aber ich denke, die Airbrushcolor4You von Herterich Products haben tatsächlich das Potenzial dazu. Kommen wir noch einmal zu meinen Erwartungen und Ansprüchen an eine Airbrushfarbe zurück:

  • Gute Fließfähigkeit - geschmeidig und kaum Tip Dry = Test bestanden
  • Ein sauberes Spritzbild - weich und sauber - mit dem Reducer noch besser = Test bestanden
  • Einfache Handhabung - kann gleich aus der Flasche verarbeitet werden, kaum Tip Dry, langes Arbeiten möglich = Test bestanden
  • Hohe Lichtechtheit - da vertraue ich den Angaben

Alles in allem bin ich positiv überrascht. Die Tests zu machen und die Ergebnisse zu beobachten, haben mir richtig Spaß gemacht. Das erste WOW!-Erlebnis hatte ich, als ich die gelbe Farbe pur auf die schwarze Leinwand gesprüht habe. Die Deckkraft ist unglaublich. Die Farbe steht satt und leuchtend auf dem Untergrund und läuft dabei butterweich aus der Pistole heraus.

 

Radierfähigkeit: Es ist möglich den Farbauftrag der Airbrushcolor4You, auf den dafür geeigneten Untergründen, mit radieren zu manipulieren. Die Ergebnisse reichen aber nicht ganz an denen von transparenten Farben heran.

Nach diesen Tests habe ich mich entschieden, dass ich in meinen Airbrush-Schnupper-Kursen mit diesen Farben arbeiten werde. Nicht nur die unkomplizierte Art und Weise, wie sich die Farbe verarbeiten lässt und vor allem, wie lange man mit ihr ungestört sprühen kann, haben mich überzeugt. Ich denke, gerade für Einsteiger und absolute Neulinge ist es wichtig, gutes Material an die Hand zu bekommen, das unkompliziert ist und mit dem das Arbeiten auch wirklich Spaß macht.

Alleine zu lernen, wie man mit der Airbrush umzugehen hat, ist schon eine große Herausforderung. Wenn man sich dann noch mit einer dauernd verstopften Düse und angetrockneten Farbklumpen an der Nadelspitze herumärgern muss, kann aus Spaß ganz schnell Frust werden. Diese Erfahrung möchte ich meinen Teilnehmern gerne ersparen.

Auch die Möglichkeiten, die sich mit dieser Farbe für meine eigene Kunst ergeben, sind äußerst spannend und reizvoll!

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